17.06.2024
Marcello Zerletti lebt mit seiner Familie in Berlin, wo er auch geboren und aufgewachsen ist. Er ist tagtäglich auf der Suche nach einzigartigen Momenten, Blickwinkeln und Perspektiven in seiner Stadt. Er liebt fotografische Spaziergänge in den frühen Morgenstunden, bevor der Trubel der Großstadt erwacht und sich die Straßen mit Leben füllen. Aber auch Streifzüge durch die Bezirke bei jedem Wetter gehören zu seiner Leidenschaft, immer mit dem Blick fürs Detail.
Hey, Marcello, welche Kamera hast du zuerst benutzt und wie bist du zur Streetphotography gekommen?
Angefangen habe ich mit einer geliehenen Nikon D3000 von meinem Schwiegervater. Begonnen habe ich, wahrscheinlich wie jeder, mit meiner Familie, ein paar Blümchen, Landschaften und Portraits. Bis ich dann begonnen habe meine Umgebung zu fotografieren und dann versucht habe, Menschen in meine Bilder
einzubinden. Die ersten Versuche kamen gut an und das war dann wohl der Einstieg in die „Streetphotography“, die ich selbst gar nicht so benennen würde.
In deinen Bildern sieht man ausschließlich das urbane Umfeld. Was fasziniert dich an Städten, und wie würdest du deinen persönlichen Stil beschreiben?
Ich mag es einfach sehr gerne, Menschen zu beobachten. Da liegen Städte sehr nahe, da sich dort immer welche aufhalten. Gleichzeitig fasziniert mich auch jede Art von Architektur. Die Verbindung aus Menschen und Gebäuden finde ich immer wieder spannend. Mein Stil ergibt sich genau daraus, wechselt aber je nach Stimmung. Mal bin ich gern am frühen Morgen mit wenig oder einzelnen Menschen unterwegs, mal aber auch wenn es richtig voll ist.
Mit welcher Kamera und welchen Objektiven fotografierst du zurzeit und warum hast du dich für dieses Equipment entschieden?
Im Moment fotografiere ich wahnsinnig gern mit der Nikon Zf und dem Nikon Z 26mm F2.8 . Ich liebe das kompakte Design und es tut mir gerade sehr gut, mit dieser Festbrennweite zu fotografieren und keinen großen Rucksack mit viel Equipment mit herumzutragen. Wenn ich bestimmte Projekte und Aufträge umsetze, dann habe ich
die Nikon Z8 zur Hand, meistens mit dem Z 24-70mm F2.8 . Damit bin ich sehr flexibel und für fast alles bereit.
Gibt es eine spezielle Technik oder Herangehensweise, die du bevorzugst, wenn du fotografierst?
Ich beobachte ziemlich viel und manchmal auch etwas länger, bevor ich es im Bild festhalte. Ich lasse mich eigentlich treiben und bleibe selten länger an einer Stelle. Da fehlt mir die Geduld und meistens liegt das nächste Motiv um die Ecke.
Du bist unterwegs in der Stadt und siehst ein interessantes Motiv, das du fotografieren möchtest, aber es sind Menschen darauf zu sehen. Wie gehst du mit solchen Situationen um und gab es schon einmal negative Reaktionen?
Ich versuche Menschen eigentlich immer nur von hinten oder als Silhouette oder im Gegenlicht zu fotografieren. Manchmal versuche ich mit einer etwas längeren Belichtung, die Personen durch die Bewegung unscharf darzustellen oder out of Fokus. Wenn es nicht klappt, dann klappt es eben nicht. Man muss sich glaube davon frei machen, das nicht jedes Bild ein Treffer ist und man nicht immer das bekommt, was man möchte. Wenn es dieses Mal nicht klappt, dann ein anderes Mal.
Welche Rolle spielt Berlin in deiner Fotografie? Gibt es bestimmte Orte oder Viertel, die du bevorzugst?
Berlin nimmt wohl den größten Teil meiner Fotografie ein, weil es einfach alles bietet, was ich brauche. Ich kann allein irgendwo sein, ich kann mich ins Getümmel stürzen. Zu jeder Zeit ist irgendwo immer etwas los oder eben nicht, so wie ich in Stimmung bin. Ich habe historische Gebäude und auch moderne Architektur und
wahnsinnig viele interessante Persönlichkeiten. Da ich die alte Architektur am meisten mag, bin ich viel in Mitte unterwegs, liebe aber auch meinen Kieze in Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Pankow.
Inspirieren dich FotografInnen oder KünstlerInnen besonders? Falls ja, wer und warum?
Ich lasse mich von vielen FotografInnen inspirieren, wobei ich aber keinen einzelnen herausnehmen möchte. Ich scrolle oft durch die Bilder im Netz ohne, dass ich mir anschaue, von wem das Bild ist. Meine Interessen schwanken oft, daher auch die Art der Fotografie und daraus die FotografInnen. Aber wenn es um Licht und Stimmung geht, dann schaue ich mir auch gerne großen Meister und deren Gemälde an, wie zum Beispiel Canaletto, C.D. Friedrich uvm.
Vielen Dank, zum Abschluss ... Hast du bestimmte Tipps für unsere
LeserInnen, die sich gerne auf das Genre spezialisieren möchten?
Ich kann nur jedem empfehlen, einfach viel zu fotografieren. Die digitale Fotografie gibt uns die Möglichkeit im Nachhinein einfach wieder das zu löschen, was uns nicht gefällt. Deshalb rausgehen und machen. Jede Szene, die sich vor einem auftut, kann das nächste Lieblingsbild werden.
Es hilft sehr, dass man seine Kamera, zumindest in den Grundeinstellungen gut kennt und weiß, wo man etwas einstellen kann, um schnell zu reagieren, wenn man etwas Interessantes sieht und/oder um mal kreative Bildideen umzusetzen.
Und manchmal hilft es auch, sich nicht zu viele Bilder von anderen anzuschauen, um den eigenen Stil zu finden oder zu festigen. Wenn man seine eigenen Bilder liebt und stolz darauf ist, dann sieht man ihnen das auch meistens an und dann werden auch andere die Bilder mögen. Lasst Euch nicht beirren auf Eurem Weg und setzt
das um, was Ihr mögt und nicht das, was Ihr denkt, was andere mögen.