21.02.2024
Erfahrt mehr über die Fotografie von Vivienne Bade, einer aufstrebenden Fotografin, die ihre Leidenschaft für Porträt- und Lifestyle-Fotografie mit uns teilt. Dieses Interview bietet nicht nur einen Einblick in ihre einzigartige Herangehensweise, sondern auch praktische Ratschläge und Inspirationen für angehende FotografInnen.
Hallo Vivienne, was war deine erste Kamera und wie bist du zur Fotografie gekommen?
Mit 14/15 Jahren hatte ich mal eine Canon EOS 1000D mit DEM „Nifty-Fifty“ 1.8 das jeder hatte. So richtig ernsthaft habe ich aber nicht fotografiert, geschweige denn auch bearbeitet. Dementsprechend ist sie schnell in der Ecke gelandet und wurde auch nicht weiter genutzt.
Im Herbst 2018 habe ich mir dann gedacht: „Mensch, fotografieren wäre jetzt wieder richtig geil!“ Gesagt - getan bin ich dann in den nächsten Elektromarkt gerannt und hab mir die Sony A7II geholt mit einem 35mm. Was ich konkret damit machen wollte, wusste ich nicht, aber ich hatte einfach Bock drauf.
Nach anfänglichem fotografieren von Straßen und Pflanzen im Automatik-Modus, hab ich mich dann mit dem manuellen Modus auseinander gesetzt und auch schnell festgestellt, dass ich am liebsten Menschen fotografiere. Dann wurden natürlich Freunde und Familie als erstes vor die Kamera gesetzt und relativ schnell dann auch „Unbekannte“ von Instagram.
Welche Art von Fotografie interessiert dich und wo findest du deine Inspiration?
Als Oberbegriff würde ich mal „Portrait“ nennen. Menschen schauen gerne Menschen und das ist bei mir stark der Fall. Wie harmonieren Model, Outfit und Location zusammen und was entsteht für eine Atmosphäre. Am liebsten mag ich es hier, wenn es etwas moody und verträumt ist. Ich finde man kann so am besten in ein Bild abtauchen und es vermittelt das Gefühl von Fernweh, oder Sehnsucht. Wenn es ein Fotograf oder eine Fotografin schafft, dass man sich nicht nur das Gesicht anschaut, sondern dann auch den Blick schweifen lässt um alle Details des Bildes aufzusaugen, den kleinen Ausschnitt einer Geschichte mitzufühlen, dann bin ich Feuer und Flamme!
Die meistens Inspirationen finde ich hierbei auf den sozialen Medien und vor allem auf Instagram. Es gibt so viele talentierte Menschen, die es auch in der schnelllebigen Zeit schaffen, dass man kurz stehen bleibt und in die Bilder abtaucht.
Wie findest du die Balance zwischen kreativer Selbstentfaltung und den Anforderungen der KundInnen in deiner Arbeit?
Mir hilft es immer sehr, wenn ich weiß welches Gefühl vermittelt werden soll. Soll bei den ZuschauerInnen Freude ausgelöst und Spaß hervorgerufen werden, oder soll es inspirierend sein und Lust auf mehr machen? Anhand dessen kann man das Moodboard und vor allem auch das ganze Shooting gestalten und die KundInnen eventuell auch etwas aus der Komfortzone locken. Vielleicht pitched man auch mal ein Konzept, was für einen selbst nicht in der Komfortzone liegt und muss sich dadurch selber etwas challengen. Der Schlüssel liegt glaube ich darin, nicht immer das gleiche zu machen und die Muße beizubehalten etwas neues zu lernen und vor allem zu testen.
Welche Kamera benutzt du derzeit für deine Fotografie, und welche Objektive gehören zu deiner Standardausrüstung?
Tatsächlich arbeite ich mit zwei verschiedenen Kamerasystemen, die aber beide hybrid genutzt werden. Sprich ich mache mit den Kameras sowohl Fotos, als auch meine Videos.
Mein All-Time-Favorit ist meine Fujifilm X-T5 mit dem XF 23mm 1.4 WR . Die Kombi ist nicht nur super leicht, sondern auch schön offenblendig um einen verträumteren Look hinzubekommen. Durch den guten Augenfokus kann ich schnell auf wechselnde Posen reagieren und weiß einfach, alle Bilder werden sitzen.
Als Arbeitstier habe ich die Sony A7 IV mit dem Sony 24-70 GM II . Anfänglich war ich nicht so ein Fan von Zoomobjektiven, mittlerweile liebe ich sie. Man kann einfach so schnell den Bildausschnitt und somit auch die Mood eines Bildes ändern, indem man zoomt. Vor allem für Events ist es einfach ein Segen, da man nicht immer dicht genug an Situationen rankommt und so nichts verpasst.
Wenn ich dann mal blitzen möchte oder muss, nutze ich den Godox V1 für die Sony mit einem Diffusor drauf. Durch den TTL Modus ist das Blitzen super easy und sieht immer gut aus.
Für kreativere Shootings nutze ich gerne die Objektive von Voigtländer. Sei es mit X- oder E-Mount, die Objektive sind klein, handlich und durch den manuellen Fokus werden die Bilder immer perfekt unperfekt. Nicht zu vergessen das man mit den Linsen diese wunderschönen Lens-Flares hinbekommt, die einfach jedes Bild einzigartig machen.
Meine liebsten Brennweiten sind hier für die Fujifilm: Voigtländer Nokton 23mm und 35mm . Für die Sony: Voigtländer Nokton 35mm und 40mm .
Was war bis jetzt deine größte Herausforderung in der Fotografie, von der du heute vielleicht am meisten profitierst?
Puh, das ist eine gute Frage!
Ich würde sagen, dass ich den Entschluss gefasst habe einen Fotoaccount auf Instagram erstellt zu haben. Dadurch ist das Ganze erst so richtig ins Rollen gekommen und hat mir in der Entwicklung sehr stark geholfen.
Welche Rolle spielen für dich soziale Medien bei der Vermarktung deiner Arbeit und beim Aufbau einer Community?
Social Media und primär Instagram spielen für mich eine sehr starke Rolle. Über die Plattformen teile ich meine Arbeiten, meine Expertise und vor allem meine Kreativität. Das präsentieren von Bildern und Videos zeigt das eigene Portfolio und erreicht dabei nicht nur Menschen, die eine gleiche Faszination dafür haben, sondern auch potentielle neue KundInnen, die vielleicht genau diesen Look gerade suchen.
Hinzukommend sind wir auch einfach lieber auf sozialen Medien und bekommen etwas von den Menschen mit, als nur stumpf auf einer Website zu sein, die meistens relativ unpersönlich ist und nicht wirklich die Person widerspiegelt. Wo wir wieder beim Thema wären: Menschen schauen gerne Menschen. Außerdem spielt die zwischenmenschliche Ebene auch eine starke Rolle, die man eher über Instagram und Co. transportieren kann.
Der Austausch unter KollegInnen darf dabei auch nicht außer acht gelassen werden. Oftmals schreibt man über Instagram, entwickelt vielleicht sogar eine Freundschaft und trifft sich dann im echten Leben. Ich finde das nicht nur wichtig sondern auch richtig schön!
Wie läuft ein Shooting bei dir ab?
Vorab stelle ich immer ein Moodboard zusammen, um den Stil, die Location und die Outfits zu definieren. Danach suche ich nach einem passenden Model und wir besprechen noch einmal alles. Meistens haben die Models dann auch noch guten Input und man gestaltet das Shooting zusammen.
Nach der Klärung der eventuellen Kosten erstelle ich mir dann eine kurze Shotliste und schreibe bei größeren Projekten auch eine Packliste zusammen - hab schon ein paar Mal Sachen vergessen, das passiert mir nicht nochmal.
Beim Shooting machen wir dann meistens immer zuerst die Ideen aus dem Moodboard und schauen dann spontan was noch passen würde. Meistens kommen dabei super geile Sachen raus, vor allem wenn man sich von der Situation etwas mitreißen lässt.
Bei der Postproduction versuche ich dann das Gefühl beim Shooting mit der vorab geplanten Mood zusammen zu bringen und schicke dann die finalen Bilder noch einmal zur Freigabe ans Model und den Kunden. Das Ende von einem Projekt ist wenn alle happy sind: Kunde/ Kundin, Model und vor allem man selbst.
Vielen Dank! Als Letztes wüssten wir gerne, welche Tipps du für unsere LeserInnen hast, besonders im Hinblick auf die Bereiche, in denen du tätig bist?
Mein Nummer eins Tipp für alle ist geklaut von Nike: Just do it.
Setze dich mit deiner Kamera auseinander, geh raus und probiere dich aus, lerne neue Bereiche und Menschen kennen. Teste dich durch welches Licht, welche Mood und welches Kamerasystem dir am besten liegt. Nur so kannst du rausfinden was du magst, was du weiter ausbauen möchtest und was du eventuell auf keinen Fall machen willst. Außerdem wird automatisch deine Kommunikation besser und du kannst klarer ausdrücken was du möchtest.
Tipp Nummer zwei: Nehme immer eine Musikbox mit, oder spiele Musik direkt über dein Handy. Gerade am Anfang kann es unangenehm sein wenn es zu ruhig ist beim Shooting. Oftmals kennt man sich nicht und Musik hilft nicht nur ein Gesprächsthema zu finden, sondern auch beide Seiten etwas aufzulockern. Ab und zu ein paar Danceeinlagen sind auch immer ganz hilfreich. :)
Der letzte Tipp ist eine Shotlist zu schreiben. Wie hilfreich so eine Liste sein kann, habe ich leider erst durch die Videografie rausgefunden, aber ich würde es euch auch bei Fotos wärmstens ans Herz legen. Schreibt runter welche Perspektiven / Aufnahmen ihr genau haben wollt. Während des Shootings könnt ihr euch an der Liste langhangeln und wisst so das ihr auf jeden Fall alles habt was ihr wolltet. Den Gedanken „Ach hätte ich doch noch X und Y gemacht…“ wird es dann nicht mehr geben. Plus, ihr müsst beim Shooting nicht ständig nachdenken was noch alles gemacht werden muss, sondern hakt Punkt für Punkt ab.